Das stille Sterben der Arten!
Aus einer Veröffentlichung Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) 26.2.2019:
Viele Arten sterben leise und unbemerkt. Zum Beispiel der Gartenschläfer. Der kleine Verwandte des Siebenschläfers kommt ausschließlich in Europa vor. Ein großer Teil in Deutschland. Doch vielerorts verschwindet er spurlos. Warum, ist bislang völlig unklar.
Der kleine Nager, dessen markante Augenpartie an Zorro’s Maske erinnert, ist eigentlich recht anpassungsfähig. Daher ist sein Verschwinden ein deutliches Warnsignal für das gesamte ökologische Gleichgewicht. Immer mehr Arten kämpfen in Deutschland um das Überleben. Das Insektensterben hat die sichtbarsten Auswirkungen. Aber auch die Europäische Wildkatze, der Fischotter oder das kleine zarte Moorveilchen sind bedroht. Es ist enorm viel Sand im Getriebe unseres Ökosystems.
Artenvielfalt ist die Grundlage funktionierender Ökosysteme (Biodiversität)
So helfen wir Gartenschläfer, Wildbienen und anderen Arten:
Lebensräume erhalten: Der Verlust von Lebensräumen ist eine zentrale Ursache des Artensterbens. Hier setzen wir an. Wir schaffen und erhalten Lebensräume, indem wir z.B. Ackerrandstreifen, Hecken oder Streuobstwiesen pflanzen und pflegen. Ein Nahrungsparadies und sicherer Unterschlupf für Gartenschläfer, Wildbienen und viele andere Arten.
Ein Besuch der Kleingärten und der angrenzenden Biotope im Gebiet „Wehräcker“ lohnt sich: Viele Insektenhotels, Nistkästen, Trocksteinhaufen, Igelrefugien und Feuchtstellen locken auch seltene Arten zu uns – helft uns diesen Lebensraum zu erhalten!
Biotopverbund und Schutz von Natur und Umweltz
Dr. Michael Groß, Dipl.Biologe: Auf dem Gebiet südlich der Schozach und westlich der Bebauungsgrenze von Abstatt hat sich trotz der ansonsten intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen ein wertvoller Biotopverbund zwischen der Bachaue der Schozach, der ökologisch bewirtschafteten und abwechslungsreich angelegten Kleingartenanlage Wehräcker, den Streuobstwiesen und dem dichten Busch- und Baumgürtel des ehemaligen altwürttembergischen Landgrabens entwickelt (Albverein: ein Preisgekrönter Wanderweg entlang des Landgrabens https://www.albverein-lauffen.eu/heimat/landgraben/).
Dieser Biotopverbund weist viele seltene Pflanzen und Tiere auf wie Aufrechte Trespe, Wiesen-Flockenblume und Rundblättrige Glockenblume und dient der Zauneidechse, der Kreuzkröte, verschiedenen Schmetterlingen sowie – zusammen mit den angrenzenden Streuobstwiesen und der Schozachaue – der Vogelwelt als Lebensraum. Eine lebendige und vielgestaltige Population von Fledermäusen, darunter auch Individuen vom Aussterben bedrohter Fledermausarten, findet hier ebenfalls seine Heimat. Hühnlesäcker/Auenstein – Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung nach § 44 BNatSchG „In Baden-Württemberg gilt das Graue Langohr als vom Aussterben bedroht. Für die Breitflügelfledermaus sowie den Kleinabendsegler liegt eine starke Gefährdung vor. Die Bart- und Zwergfledermaus werden in Baden-Württemberg als gefährdet eingestuft. Der Abendsegler wird als gefährdete wandernde Tierart betrachtet. In der Roten Liste Deutschlands wird das Graue Langohr als stark gefährdet geführt. Die Bartfledermaus und der Abendsegler gelten als Arten der Vorwarnliste. Die Zwergfledermaus wird als ungefährdete Art aufgeführt. Die Datenlage zum Kleinabendsegler ist unzureichend. Für die Breitflügelfledermaus wird eine Gefährdung mit unbekanntem Ausmaß angenommen. Die Transektbegehungen und die automatischen Lautaufzeichnungen erbrachten ein typisches Arteninventar für Randbereiche von Siedlungen mit Gehölzstrukturen und Obstwiesen. „.
Besonders die nordexponierten vegetationslosen Lehmbodenstufen des ehemaligen Landgrabens bieten Höhlen- und Bodenbewohnern ideale Nist- und Wohnmöglichkeiten. Den Lehmwespen und Töpferwespen (https://de.wikipedia.org/wiki/Solit%C3%A4re_Faltenwespen) dient dieser einzigartige Naturraum als Substrat für den Bruthöhlenbau. Der reiche Bestand an Totholz und natürlichen Hohlräumen in diesem Bereich dient auch Gelbbauchunken (Bombina variegata ) und Kreuzkröten ( Bufo calamita ) als Winterquartier.
Für das geplante Baugebiet Hühnlesäcker auf Auensteiner Gemarkung wurden ausdrücklich Ausgleichflächen in Bereichen entlang der Schozach in Richtung Abstatt oder die Hochfläche zwischen Auenstein und Abstatt vorgeschlagen. Eine Beeinträchtigung von Abstatter Seite verbietet sich daher aus Gründen des Naturschutzes.
weitere Informationen siehe: Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung – Bebauungsplan Hühnlesäcker Ilsfeld-Auenstein
https://www.ilsfeld.de/resources/ecics_729.pdf
Abstatt (Quelle Ortslexikon BadenWürttemberg): Aufgrund ihrer geringen Fläche ist die Gemeinde relativ dicht besiedelt. Fast ein Viertel ist überbaut, 48 Prozent entfallen auf landwirtschaftliche Nutzflächen und 28 Prozent auf Wald. Die zumeist fruchtbaren Böden werden landwirtschaftlich intensiv genutzt. Zwei Drittel sind Ackerland, bevorzugt auf Löss, gefolgt von flurbereinigtem Rebland an den Hängen des Gipskeupers, des Schilfsandsteins und der Unteren Bunten Mergel. Die größten Weinbauflächen befinden sich am Helfenberg, bei Burg Wildeck und südlich von Happenbach. Wiesen, überwiegend in der Bachaue der Schozach, und Streuobstwiesen machen nur 13 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus. Die Streuobstwiesen sind vor allem durch Siedlungserweiterungen stark zurückgegangen. Da sie aber vielfältige und bedeutende Funktionen haben –, genannt seien nur die Lieferung von Obst, der hohe Stellenwert für die Tier- und Pflanzenwelt sowie die Naherholung und das attraktive Landschaftsbild – müssen sie erhalten und gepflegt werden. Die 270 Hektar Wald konzentrieren sich ausschließlich auf das Bergland der Löwensteiner Berge, auf die Gewanne Rehsteige, Wanne, Fuchsrain und Schellenrain sowie den Nordhang des Steinbergs.
Dieses Bild einer bereits relativ dicht bebauten Gemeinde im ländlichen Raum um den städtischen Verdichtungsraum Heilbronn passt so gar nicht zu dem vom Bürgermeister bei der Gemeinderatssitzung am 11.12.2018 so hervorgehobenen „herrschenden Wohnungsnot in der Region“ und dem darauf begründeten „Bedarf an größeren (vier bis sechs Ar) und höherwertigen Grundstücken“. Eine ohnehin bereits überdurchschnittlich stark bebauten Gemeinde ist sicher nicht geeignet, großräumige Bebauung weiter zu fördern. Dies zudem noch vor dem Hintergrund der prognostizierten Urbanisierung und dem Bevölkerungsrückgang in den ländlichen Räumen (siehe Strukturbericht Region Heilbronn-Franken 2015: https://www.regionalverband-heilbronn-franken.de/files/Download/strukturbericht2015.pdf)
Abstatt ist nicht gerade reich an kulturhistorischen interessanten Denkmälern. Umso mehr sollten die vorhandenen gehegt und gepflegt werden. Der altwürttembergische Landgraben, der im Gemeindegebiet Abstatt an 2 Stellen noch sichtbar ist, gehört sicher dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCrttembergischer_Landgraben Dieses Kulturdenkmal in Mitleidenschaft zu ziehen wegen eines unüberlegt und überhastet mitten in den Außenbereich der Kerngemeinde gepflanzten Neubaugebietes ist nicht vertretbar.
Aus: Johannes Meyer Nachhaltige Kommunalpolitik ist möglich Zur Durchsetzung einer nachhaltigen Stadt- und Verkehrsplanung ISBN 978-3-96006-002-4 138 Seiten, 14,8 x 21cm, 22,95 Euro oekom verlag, München 2017 ©oekom verlag 2017 www.oekom.de:
…..Ein letztes Nachhaltigkeitsziel betrifft den Naturverbrauch. Dieser muss so weit eingeschränkt werden, dass der progressive Artenschwund deutlich zurückgeht. Im dicht besiedelten Deutschland tragen Städtebau und Verkehr neben der konventionellen Landwirtschaft am meisten zur Naturzerstörung bei. Deshalb strebt man hier vorrangig eine Senkung des bis heute beständig zunehmenden Naturverbrauchs durch immer neue Baugebiete und Verkehrswege an. Aber selbst wenn alle Städte in Zukunft auf Wachstum vollständig verzichten würden, was politisch kaum durchsetzbar erscheint, würde das ja noch keine Verminderung der Belastungen bewirken, denen die Natur heute schon nicht mehr gewachsen ist. Die Naturschutzbewegung in Deutschland ging in ihren Anfängen von den bedrohten Arten aus; man denke etwa an Krötenrettungsaktionen von BUND und NABU. Das ist auch weiterhin richtig, aber angesichts der Tatsache, dass inzwischen bis zu 70 Prozent der Arten in den verschiedenen Abteilungen der Flora und Fauna auf den Roten Listen der bedrohten Spezies stehen, ebenfalls nicht mehr ausreichend. Alle Pflanzen und Tiere sind nur lebensfähig in Gemeinschaften von mehreren 100 oder 1000 Spezies, die voneinander abhängig sind (»Biotope«). Ein Massenaussterben von Arten wie derzeit lässt daher immer mehr Arten untergehen. Es ist wie eine Kettenreaktion. Diese Entwicklung lässt sich nur aufhalten, wenn man nicht nur einzelne Arten, sondern auch ihre Lebensräume erhält. Weiter ist auf eine ausreichende Größe des einzelnen Naturschutzgebiets zu achten, da zu kleine Biotope schnell zur Artenverarmung führen. Im Ballungsgebiet an Rhein und Ruhr beispielsweise sind heute schon alle vorhandenen Schutzgebiete zu klein. Daher sind sie zu ihrer dauerhaften Erhaltung miteinander zu verbinden, damit ein Artenaustausch stattfinden kann. Auch ist jede Biotopart getrennt zu vernetzen: die Wälder, fließende Gewässer und Feuchtgebiete, Meeres- und Küstenbiotope usw. Auch die Ausweisung von Natur- und Landschaftsschutzgebieten ist in erster Linie eine kommunale Aufgabe. ….
Kleingärten helfen gegen Insekten- und Vogesterben